Freiwillige Feuerwehr Gestungshausen

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1864            Chronik der FFW               2013

 

Rückblick über das dörfliche Feuerlöschwesen

von Ehrenmitglied Fritz Dötschel u. Vorstand Stefan Gebert


Jubiläen bilden Markensteine in der Geschichte des Vereins. Unser Fest gibt Anlass, einen Rückblick über das heimische Feuerlöschwesen zu halten.


Des Nächsten Hab und Gut, seine Gesundheit und sein Leben zu retten, diese ehrenvolle Aufgabe stellten sich verantwortungsbewusste Männer schon früher im Rahmen der Nachbarschaftshilfe gegen den Roten Hahn. Brände waren früher in den Ortschaften nichts ungewöhnliches. Offene Feuer beim Kochen, beim Heizen oder beim Beleuchten, aber auch das Brandschatzen in Kriegen waren oft die Gründe für Brände und Feuersbrünste. Auch der Ort Gestungshausen fiel im Dreißigjährigen Krieg durch die Truppen Wallensteins am 29. September 1632 in Schutt und Asche. Nur vier Scheunen überstanden diesen Schicksalsschlag.

Im Laufe der letzen Jahrhunderte haben sich pflichtbewusste Männer nach Anweisungen ihrer Obrigkeit organisiert, um den Roten Hahn den Kampf anzusagen. Dabei ist festzustellen, dass der Feuerschutz auf dem Lande dem der Städte hinterherhinkte. Jede Ortschaft musste nach eigenen Möglichkeiten suchen, eine Feuerbekämpfung auf die Beine zu stellen.
Die Pflichtwehren der damaligen Gemeinden wurden etwa um die Mitte des 19. Jahrhunderts immer stärker von freiwilligen Brandwehren abgelöst. Meine Nachforschungen über den freiwilligen Feuerschutz in Gestungshausen ergaben leider nur spärliche Hinweise aus den damaligen Protokollen der selbstständigen Gemeinde Gestungshausen. Einer dieser Einträge vom April 1866 besagt, dass der Antrag des Gestungshäuser Feuerwehrhauptmanns (Name?) auf Beschaffung neuer Feuereimer abgelehnt wurde, weil erst im Jahre 1864 neue Eimer angeschafft worden waren, und diese noch einige Zeit ihren Zweck erfüllen sollten.


Als die Einweihung unseres Feuerwehrgerätehauses im Jahre 1954 anstand, gingen wir nach diesem Protokolleintrag davon aus, dass der freiwillige Feuerwehrschutz in Gestungshausen zumindest 90 Jahre bestand.


Als Herr Bürgermeister Rolf Fischer (Weidhausen) für seine Feuerwehr in den Archiven forschte, kam eine Urkunde zu Tage, wonach eine Gestungshäuser Wehr schon im Jahre 1835 bestanden hat. Gestungshausen hat damals unter anderem mit den Orten Zedersdorf, Hof an der Steinach und Weischau dem 8. Verein des Herzoglich Sächsischen Amtes Coburg angehört.


Da vor dem Jahre 1924 keine Protokolle über das vereinsmäßige Feuerwehrwesen in Gestungshausen vorliegen, habe ich im Jahre 1954 mit zwei verdienten Gestungshäuser Feuerwehrveteranen, dem Spritzenmeister Gustav Hofmann und dem Obersteiger August Hartan, hierüber Gespräche geführt. Beide berichteten, dass der Ort Gestungshausen schon sehr früh eine >>Brandbekämpfungsmaschine<< gehabt habe. Diese Maschine bestand aus einem großen Fass, in dem eine Holzspritze stand. Von diesem Fass aus wurde Wasser, das zuvor mit Butten eingefüllt war, in die Schläuche gedrückt. Der Wagen, auf dem das Fass stand, soll später an die Mühle Hof an der Steinach verkauft worden sein. Im Jahre 1873, als eine weitere Spritze für den Ort Gestungshausen angeschafft wurde, müssen etliche Brände gewütet haben. Dieser Spritze musste kein Wasser mehr zugetragen werden, weil sie selbst ansaugte. 1881 wurde eine noch größere Spritze angeschafft, von der aus gleich mit zwei Schlauchleitungen der Brand bekämpft werden konnte. Diese Spritze war schwer und musste daher mit Pferden gezogen werden. Als dann im Jahre 1908 die große Leiter für die Steigertruppe dazu kam, wer die Gestungshäuser Wehr nach damaligen Verhältnissen noch besser gerüstet.


Im 1. Weltkrieg mussten daher fast alle aktiven Feuerwehrleute einrücken. Den Feuerschutz hielten während dieser Zeit die Senioren der Wehr aufrecht.


Nach dem 1. Weltkrieg, als das Herzogtum Coburg zu Bayern kam, erlebten die Feuerwehren eine Umorganisation. Waren in Bayern die >>Freiwilligen Feuerwehren<< schon lange als Verein organisiert, so wurden erst in den Zwanziger Jahren die Wehren des Coburger Kreises in >>Freiwillige Feuerwehr-Vereine<< umgewandelt.


Am 23. August 1924 folgte auch Gestungshausen diesem Ruf und gründete die >>Freiwillige Feuerwehr<< als Verein. Mit 56 aktiven Mitgliedern wurde die Wehr gegründet. Die Führungsspitze des Vereins, der Verwaltungsrat, sah so aus:  

Vorsitzender:  Albert Brückner 
Kommandant:  Rudolf Knauer 
Adjutant:  Albin Dötschel II 
Schriftführer:   Ernst Eichhorn 
Kassier:  Albert Gleichmann 
Zeugwart:  Richard Schulz 
Zugführer I:  Albin Knauer 
Zugführer II:  Hermann Dötschel III 
Zugführer III:  Konrad Motschmann 
Obersteiger:  Fritz Thauer 
Sanitäter:  Willhelm Gleichmann 


Innerhalb kürzester Zeit war die Mitgliederzahl auf 84 angewachsen. Der geordnete Dienstbetrieb wurde mit einem Großen Zug, einem Kleinen Zug, einem Buttenzug, einen Ordnungszug und einem Steigerzug aufgenommen.
Wie die Protokolle berichten, war der Dienst streng und dadurch das Leistungsvermögen der Wehr sehr hoch. Selten war in den Protokollen vermerkt, dass einzelnen Feuerwehrleuten Rogen erteilt werden musste. Bei Schauübungen und Vorführungen erhielten die Aktiven der Freiwilligen Feuerwehr hohes Lob gezollt. In der Wehr wurden nur Leute mit gutem Leumundszeugnis aufgenommen. Es war durchaus nicht ungewöhnlich, dass ein Aufnahmeantrag abgelehnt wurde.

Auch in gesellschaftlicher Sicht leistete der Feuerwehrverein das seine. So wurde Gestungshausen dank der Initativen der Freiwilligen Feuerwehr in den Zwanziger und Dreißiger Jahren zu einer Hochburg der Fastnacht.
Ältere Mitbürgerinnen erinnern sich sicher noch gerne an die damaligen Faschingsattraktionen wie >>Feuerschau<<, >>Hansgörgel<< (Fliegender Händler), >>Schnatterax<<, >>Moritatensänger<< und an die >>Altweibermühle<<. Weiter angierte eine Hauskapelle, und ein Faschingsball wurde abgehalten. Diese Aktionen waren die einzige Möglichkeit des Vereins, etwas Geld in die Kasse zu bekommen. Die Erlöse der Veranstaltungen wurden in Anschaffungen von Ausrüstungsgegenständen der Wehr investiert.

Im 2. Weltkrieg litt wiederum der Dienstbetrieb beträchtlich. Viele eingezogene Wehrmänner verloren ihr Leben. Da die Gemeinde Gestungshausen nie über reichhaltige Mittel verfügte, dauerte es bis zum Jahre 1944, bis wir unsere erste Motorspritze erhielten. Bis dahin mussten die Brände mit den beiden Handdruckspritzen bekämpft werden. Unsere kleine Spritze aus dem Jahre 1873 steht auch heute noch in Gestungshausen, ist bei unserem Feuerwehrkameraden Klaus Fugmann untergebracht, und wirb bei besonderen Anlässen immer noch als Schmuckstück vorgezeigt.

Die Motorisierung der Wehr nahm dann immer weiter zu.
Nach dem 2. Weltkrieg wurde im Jahre 1949 von Ewald Fugmann ein ausgemustertes amerikanisches Militärfahrzeug erworben und mit Mitteln der Gemeinde Gestungshausen in ein Löschfahrzeug umgebaut. Wer kannte dieses Fahrzeug damals nicht! Der Gestungshäuser >>Dodge<<(sprich Dotsch) war eine Attraktion. Leider war diesem Löschfahrzeug keine lange Lebensdauer mehr beschieden. Das Fehlen von Ersatzteilen bei erforderlichen Reparaturen und die Unmengen Sprit, die dieses Fahrzeug verbrauchte, veranlasste die Verantwortlichen der Gemeinde Gestungshausen und der Wehr, im Mai 1953 einen gebrauchten Opel-Blitz als Löschfahrzeug anzuschaffen.
Diesen Opel-Blitz hatten wir dann bis zum Jahre 1972. Seit 11. August 1972 besitzt die Freiwillige Feuerwehr Gestungshausen nun ein LF 8.


Zur Kontrolle des Ausbildungsstandes der Wehr wurden seit jeher Leistungsprüfungen abgehalten. Die Ausbildung von Atemschutzträgern und die Anschaffung von Atemschutzgeräten ermöglicht der Gestungshäuser Wehr seit dem Jahre 1987 auch die Brandbekämpfung bei großer Rauchentwicklung. Eine Feuerwehrjugendgruppe wurde im Jahre 1986 gegründet. Die Jugendlichen sind mit großem Eifer bei der Sache und damit Garant für einen gut ausgebildeten Feuerwehrnachwuchs, der ein kontinuierliches Weiterarbeiten im Gestungshäuser Feuerschutz gewährleistet.  


Bereits 1994 wurde ein neues Feuerwehrauto fällig. Angeschafft wurde ein LF8 / 6 mit Schnellangriff und 600 l Wasser, als Trägerfahrzeug  dient ein Mercedes Benz  814D . Im gleichen Zug wurde an das bisherige Gerätehaus ein entsprechender Stellplatz für das Fahrzeug angebaut und im Juni 1995 eingeweiht. 

Als im Jahr 1999 die Post im ehemaligen Gemeindehaus aufgelöst wurde, bemühte sich die FFW um diese Räume für die Einrichtung eines Schulungs- und Sitzungszimmers. Mit einem Tag der offenen Tür wurden diese Räume am 09.06.2001 offiziell eingeweiht. 



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